Das Trier Forum hat am 22.04.2014 unten angefügte Stellungnahme in Form eines Anschreibens an den Oberbürgermeister Klaus Jensen geschickt. Am 15.05.2014 erhielten wir ein Antwortschreiben des Oberbürgermeisters, in dem er uns mitteilt, dass die Stadt aufgrund der Sachlage und des fortgeschrittenen Planungsstandes keine Notwendigkeit sieht, ein Modell anzufordern.
Bebauung auf dem Grundstück der ehemaligen Königsbacher Brauerei an den Kaiserthermen
Es scheint so, dass die Würfel für die Bebauung auf dem Grundstück der ehemaligen Königsbacher Brauerei am Kaiserthermenkreisel gefallen sind. Die verantwortlichen Gremien, vom Architektur- und Städtebaubeirat bis zum ICOMOS-Vertreter, haben ihre Zustimmung gegeben.
Wieder ist zu befürchten, dass mit dem nun vorliegenden Vorschlag einmal mehr der Trier-Maßstab, die Rücksicht auf die atmosphärische Entwicklung dieser Stadt, nur wenig bis keine Beachtung finden wird.
Dabei geht es nicht um nostalgische Vorstellungen. Sondern: Trier lebt, hat seinen Reiz und seine Spannung aus dem Gegenüber von monumentalen, meist in der Antike geprägten Gebäuden und der kleinmaßstäblichen Weiterentwicklung im Mittelalter und dem 19./20.Jahrhundert. Im Bereich des Kaiserthermenkreisels sind die Reste der Thermenanlage dominant und von großer Monumentalität. Mit dieser Dominanz sollte sein Gegenüber nicht konkurrieren, sondern sich im vorbeschriebenen Sinne dialogisch verhalten.
Den bisher veröffentlichten Vorschlägen ist zu entnehmen, dass für die großflächige und weitläufige Bebauung eine einheitliche Fassadenstruktur über alle Oberflächen gezogen wird. Der Bau wächst dadurch zu einem Monument zusammen mit dem Hang zur Monotonie. Eine auch für das Wohnerlebnis sympathischere Kleinmaßstäblichkeit und aus älteren Parzellenstrukturen entwickelte Gliederung lassen die Vorgaben bisher vermissen.
Derartige Bedenken könnten über ein Modell - mit Fassadenstrukturen - geklärt werden. Wie wir erfahren, stand den Gremien ein solches Modell bisher nicht zur Verfügung. Das ist mehr als bedauerlich! Wir halten eine Modellstudie in der Sache zur abschließenden Beurteilung und zur Überprüfung bisheriger Stellungnahmen für dringend erforderlich. Nach vorliegenden Erfahrungen sind in solch empfindlichen Lagen kaum irgendwo in Deutschland Entscheidungen ohne Studien am Modell getroffen worden.
Das Trier Forum bittet die Stadt, vor der letzten Entscheidung über das Erscheinungsbild der Bebauung am Kaiserthermenkreisel den Bauherrn bzw. seine Architekten um die Vorstellung eines Modells zu bitten und die eingangs beschriebene Maßstäblichkeit im Stadtbild an so empfindlicher Stelle einzufordern.
Es müsste ja auch für die Architekten eine Selbstverständlichkeit sein, im Interesse ihres eigenen Bauvorhabens auf der Suche nach bestmöglichen Lösungen, vor allem aber im Interesse für diese Stadt, Modelluntersuchungen anzustellen und der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Trier Forum e.V.