Dieses Bild hat schon eine lange Tradition in der Kirchen- und Kunstgeschichte. Das Eichhörnchen als Symbol des Teufels, als Mahnung, dass sich hinter süßer Fassade durchaus Bitteres verbergen kann.
Foto CK
Unser kleines Eichhörnchen sitzt auf einer Zwickelbemalung eines Seitenschiffgewölbes der Jesuitenkirche neben dem Priesterseminar. Mit ihrer Datierung in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts kann die Kirche dem Übergang von der Frühgotik zur Hochgotik zugeschrieben werden. Die farbenfrohen und rankenreichen Bemalungen der Gewölbezwickel sowie die farbliche Absetzung der Rippen entsprechen den für diese Zeit üblichen Innenraumgestaltungen.
Das Eichhörnchen ist jedoch weitaus jünger. Im Zuge der Anfang der 90er Jahre durchgeführten Restaurierungsmaßnahmen haben die Restauratoren es unauffällig als Blüte getarnt in das Gewölbe gesetzt. Sie knüpften damit an eine durchaus übliche Handwerkergepflogenheit an: das Verstecken kleiner Botschaften und zweideutiger Anspielungen hoch oben an Kirchenfassaden oder in Kircheninnenräumen. Gerade in dem Skulpturenschmuck der ein oder anderen gotischen Kathedrale hat so mancher Steinmetz die Karikatur eines Bauherren oder ungeliebten Architekten in Stein gehauen.
Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit, besuchen Sie die Jesuitenkirche, tauchen Sie ein in eine Oase der Stille, genießen Sie den hellen, freundlichen Kirchenraum und schauen Sie hoch zu den bunten Ausmalungen der Gewölbe. Vielleicht entdeckten Sie noch mehr!? (CK)